Die grünfleischige “Butterfrucht” hat längst die deutschen Küchen erobert. Kein Wunder, denn sie liefert pro 100 g immerhin 15 Gramm leckere, gesunde, pflanzliche Fettsäuren. Dass noch immer Ärzte bei erhöhtem Cholesterinspiegel davon abraten, Avocados zu essen, hängt wohl mit der Annahme zusammen, alle Fette müssten dann gemieden werden. Dabei liefert die Baumfrucht viele einfach ungesättigte Fettsäuren, die dafür bekannt sind, den Cholesterinspiegel positiv zu beeinflussen.
Dass Avocados den Cholesterinspiegel konkret senken können, wurde überdies von einer im Jahr 2015 in der Fachzeitschrift Journal of the American Heart Association veröffentlichten Studie bestätigt.
B-Vitamine, E, A, K und sogar ein bisschen D3 liefert die sättigende Frucht, Kalium, Magnesium, Zink, Kalzium, Eisen, Kupfer und Mangan.
Ein Plädoyer für die gesunden Früchte
Avocados werden immer wieder als ökologische Katastrophe verurteilt. Kurz möchte ich auf die Gründe eingehen:
“Avocadoplantagen zerstören in den Anbauländern die Landschaft”
Ganz im Gegenteil gelten Baumpflanzungen in Dürreregionen in der Permakultur fast schon als Allheilmittel für unfruchtbare Regionen und zur Rettung des Klimas. Bäume können den Grundwasserspiegel heben, der Bodenerosion vorbeugen und Regenfälle wahrscheinlicher machen. Zwar wäre ein Mischwald besser als eine Monokultur, doch besser letztere als eine erodierte Landschaft.
“Der Wasserverbrauch ist unvertretbar”
Wenn man sich den Wasserbedarf anderer Lebensmittel anschaut, wird klar, dass die Avocado wegen ihres Wasserverbrauchs keine grössere ökologische Katastrophe darstellt als Milch und Apfelsaft, ja nicht einmal eine sehr viel schlechtere Ökobilanz aufweist als Kaffee. Für eine Tasse Kaffee werden 140 Liter Wasser verbraucht!
Fleisch benötigt pro Kilogramm das Vier- bis Fünfzehnfache der Avocado-Wassermenge, Käse das Fünffache und Eier das mehr als Dreifache.
Welche Lebensmittel brauchen wie viel Wasser?
- 21.000 Liter für ein Kilogramm Röstkaffee (pro Tasse à 7 g sind es 140 Liter)
- 15.450 Liter Wasser für ein Kilogramm Rindfleisch
- 5.000 Liter für ein Kilogramm Käse
- 4.800 Liter für ein Kilogramm Schweinefleisch
- 3.900 Liter für ein Kilogramm Geflügelfleisch
- 3.400 Liter für ein Kilogramm Reis
- 3.300 Liter für ein Kilogramm Eier
- 2.800 Liter für ein Kilogramm Hirse
- 2.400 Liter für einen Burger von McDo…
- 1.470 Liter für ein Kilogramm Spargel
- 1.300 Liter für ein Kilogramm Weizen
- 1.000 Liter für ein Kilogramm Avocados
- 1.000 Liter für einen Liter Milch
- 950 Liter für einen Liter Apfelsaft
- 900 Liter für ein Kilogramm Mais
- 860 Liter für ein Kilogramm Bananen
- 700 Liter für ein Kilogramm Äpfel
“Der lange Transportweg…”
Dieses Argument trifft auf jedes Lebensmittel zu, das aus den (Sub-)Tropen nach Europa transportiert wird. Bei der Banane sieht der Aufwand in jedem Fall deutlich höher aus, interessiert aber niemanden. Sie ist die Nummer zwei nach dem Apfel in der Beliebtheitsskala. Inzwischen werden Avocados auch in Spanien und Griechenland angebaut.
Natürlich muss auch eine Bio-Avocado erst einmal transportiert werden. Wer generell Lebensmitteltransporte ablehnt, kann immer noch mit dem Fahrrad zum nächsten Bio-Bauern radeln und sich dort mit ausschliesslich saisonalen und regionalen Lebensmitteln eindecken. Dann sind aber Kaffee, Bananen, Zitrusfrüchte, Mangos, Ananas, viele Teesorten, Kakao und Schokolade tabu. Und im Winter gibt es dann weder Tomaten, noch Paprika oder Gurken.
Fleisch- und Milchprodukte kommen dann auch nicht mehr in Frage, da das Futter (Soja und Mais) aus Übersee stammt und tierische Produkte auch in Sachen Wasserverbrauch wirklich jedes andere Lebensmittel übertreffen.
Avocados sind bei der Ernte steinhart und benötigen bis zu zwei Wochen, bis sie essbereit sind. Eine so lange Vorplanung ist für viele Menschen schwierig, was zur Entwicklung der Reifekammern geführt hat.
Allerdings hat man nach wie vor die Wahl, zu Avocados zu greifen, die nicht in Reifekammern waren. Doch lagert bekanntlich auch Rindfleisch einige Tage lang in Reifekammern. Dann aber spricht man fachmännisch von „Abhängen“, während es für Avocados offenbar nicht erlaubt ist, sich in Reifekammern aufzuhalten. Viele andere Lebensmittel werden gar monatelang in ebenfalls aufwändig klimatisierten Räumen gelagert (sogenannte CA-Lager), etwa Kartoffeln oder Äpfel, so dass auch diese Lebensmittel wegen einer ungünstigen Ökobilanz kritisiert werden könnten. Wie könnte es sonst im Mai knackige Äpfel aus Deutschland geben?
“Die Schale ist voller Pestizide”
Die Avocado ist aufgrund ihrer dicken und harten Schale für Insekten kaum attraktiv und auch nicht anfällig für Pilzerkrankungen, deshalb braucht sie nicht gespritzt werden.
Es gibt also keinen Grund, die Finger von der (Bio-)Avocado zu lassen.
Vom Umgang mit der Butterfrucht
Zum Nachreifen wickelst du die Avocado am besten gemeinsam mit einem Apfel in eine Papiertüte oder in Zeitungspapier und lagerst sie bei Zimmertemperatur. Der Apfel strömt das Reifegas Ethylen aus. Je nach ursprünglichem Reifegrad kann es zwischen zwei und zehn Tagen dauern, bis die Frucht nachgereift ist.
Im Kühlschrank reift eine Avocado nicht nach, sie wird gummiartig und bitter. Auch eine aufgeschnitte Frucht reift nicht nach.
Hass-Avocados sind reif, wenn die Schale schwarz ist, und auf Druck leicht nachgibt. Fuerte-Avocados hingegen sollten keinesfalls schwarz werden.
Wenn du nur eine halbe Avocado brauchst, dann belasse den Kern in einer Hälfte und lege sie in einen verschliessbaren Behälter in den Kühlschrank. Am besten verbrauchst du die angeschnittene Avocado spätestens am nächsten Tag.
Reife, aber noch nicht angeschnittene Avocados können bis zu drei Tage im Kühlschrank gelagert werden. Der Reifeprozess wird durch die niedrigen Temperaturen unterbrochen und die Lagerzeit der reifen Avocado auf diese Weise verlängert.
Notfalls lassen sich Avocados auch einfrieren, am besten püriert. Schälen und entkernen, pürieren und pro zwei pürierter Avocados einen Esslöffel Zitronensaft drüber träufeln. Das Avocadomus in Gefrierbehälter füllen. Das Avocadopüree sollte innerhalb von fünf Monaten verbraucht werden, etwa für Sandwiches, Salatsaucen oder Dips.
Manchmal schneidest du eine optisch einwandfreie Avocado auf und entdeckst im Fruchtfleisch braune oder auch grüne Fasern. Schädlich sind sie nicht, du kannst sie also mitessen, wenn dich die Optik nicht stört. Bei den Fasern handelt sich um die Versorgungskanäle der Frucht, in die während des Reifeprozesses oder auch bei Überreife Luft gelangt ist, was dann zu Oxidationsprozessen führte.
Braune Stellen sind Druckstellen. Dadurch gelangt zwischen Schale und Fruchtfleisch Luft. Es kommt zur Oxidation und Verderb. Wenn der Rest noch gut aussieht, dann genügt es, wenn du die braunen oder schwarzen Stellen rausschneidest.
Leckere Guacamole
Für die mexikanische Guacamole eignen sich am besten reife Avocados, damit der Dip schön cremig wird. Das Grundrezept besteht neben dem Fruchtfleisch aus Knoblauch, Zitronensaft, Salz und Pfeffer. Du kannst aber auch noch Tomatenwürfel, Chili und Korianderblättchen oder Petersilie dazugeben.
Die Zitrone sorgt dafür, dass die Guacamole nicht oxidiert, also braun wird. Zur Aufbewahrung eines Restes kannst du den Avocadokern in die Mitte der Guacamole legen. Der Avocadokern soll Enzyme enthalten, die das Fruchtfleisch länger frisch halten. Wenn du den Dip mit Wachstuch abdeckst, hält er sich auch noch bis zum nächsten Tag.